Die
Das Vorstandsteam der
Wir befinden uns hier im BRYCK Tower in Essen, einem neuen Innovations- und Gründerzentrum, das die
BERND TÖNJES: Innovationen sind der Motor unserer Volkswirtschaft. Das gilt für die gesamte Bundesrepublik, für Nordrhein-Westfalen und für das Ruhrgebiet. Für die
BÄRBEL BERGERHOFF-WODOPIA: Innovationen basieren oft auf Erkenntnissen aus der Wissenschaft; bereits seit ihrer Gründung fördert die
Was haben Innovationen mit den Investitionen der
DR. JÜRGEN RUPP: Wir machen beides. Aber wir prüfen auf jeden Fall immer, welche Geschäftsmodelle zukunftsfähig sind. Hat eine Firma einen Unique Selling Point zu bieten? Arbeitet sie erfolgreich? Bewegt sie sich auf einem Zukunftsmarkt? All das sind Faktoren, die uns bei Investitionsentscheidungen leiten. Wir investieren auch in Unternehmen, die sich entwickeln und nicht allein auf Bestehendes setzen. Und entwickeln kann sich in einem Wettbewerbsumfeld nur, wer Innovationen auf den Weg bringt. Zum Beispiel auf den Gebieten Automation und Robotics, Kommunikation und Informationstechnologie, aber auch bei Themen rund um Urbanisierung, Gesundheit oder die Weiterentwicklung von Technologien, etwa bei der Chip-Produktion. Das sind Themen, die nach vorne zeigen, die am Puls der Zeit sind – und in solche Unternehmen investieren wir bevorzugt.
Innovationen sollen Menschen und Gesellschaften weiterbringen, nicht zuletzt beim Thema Nachhaltigkeit. Denn wir befinden uns mitten in einem großen Wandel: Unser Wirtschaftssystem muss umweltgerecht gestaltet werden. Welche Bedeutung hat Nachhaltigkeit für die RAG-Stiftung?
BERND TÖNJES: Unser Planet verfügt nur über begrenzte Ressourcen, und das bei zugleich wachsender Weltbevölkerung. Da müssen wir uns zwangsläufig mit dem Thema Nachhaltigkeit befassen. Für die
Frau Bergerhoff-Wodopia, Sie sind verantwortlich für den Förderbereich Bildung, Wissenschaft und Kultur. Was heißt soziale Nachhaltigkeit für Sie?
BÄRBEL BERGERHOFF-WODOPIA: Bildung und soziale Verantwortung gehören zur DNA der RAG-Stiftung: Wir fördern Kinder und Jugendliche entlang der gesamten Bildungskette und begleiten sie von der Kindertageseinrichtung bis zu Ausbildung oder Studium. Dabei nehmen wir insbesondere chancenbenachteiligte Familien in den Blick. Uns ist wichtig, Kinder und Jugendliche in die Lage zu versetzen, ihre Schullaufbahn mit einem guten Abschluss zu beenden. Dabei erzielen wir große Erfolge. Unsere Projekte haben Vorbildcharakter und werden selbst von der Landesregierung aufgegriffen und über das Ruhrgebiet hinaus verbreitet, beispielsweise das von uns initiierte Schülerstipendienprogramm „RuhrTalente“. Derzeit arbeiten wir an einem neuen Projekt, das sich auf Jugendliche in Berufskollegs fokussiert. Eine von uns geförderte Studie hat gezeigt, dass viele von ihnen die Berufskollegs verlassen, ohne über ausreichende, auf dem Arbeitsmarkt nachgefragte, Kompetenzen zu verfügen. Wir möchten ihnen mit unserem neuen Projekt dabei helfen, nicht nur den Abschluss zu erlangen, sondern auf IT-Anforderungen in Ausbildung und Beruf gut vorbereitet zu sein. Das ist Nachhaltigkeit par excellence.
Solche Projekte könnte die
DR. JÜRGEN RUPP: Wir haben Ewigkeitsaufgaben zu finanzieren. Das sind Aufgaben, die nie aufhören, sondern dauerhaft übernommen werden müssen. Unser Mandat zwingt uns gewissermaßen zur Nachhaltigkeit; sie gehört zum Wesen unserer Aufgabe. Deshalb tätigen wir nur Investments, die nachhaltig im besten Sinne des Wortes sind. Wir können es uns nicht leisten, in Unternehmen zu investieren, die ihr Geschäftsmodell aus sozialen oder ökologischen Gründen riskieren. Nehmen Sie das Beispiel E-Zigarette. Das wäre durchaus ein Markt, in dem man sich unter Renditeaspekten hätte engagieren können. Aber das haben wir abgelehnt, aus ethisch-moralischen, aber auch sozialen Gesichtspunkten. Wir suchen nach Unternehmen, die Perspektive haben und der Gesellschaft langfristig dienen. Denn am Ende bedeutet Nachhaltigkeit immer auch darüber zu diskutieren, wie eine Gesellschaft ihre Zukunft gestaltet.
Blicken wir direkt in das Geschäftsjahr 2021. Haben Sie Ihre Kriterien erfüllt und Ihre Ziele erreicht?
DR. JÜRGEN RUPP: Das Jahr war sehr zufriedenstellend. Es war ein Jahr, in dem die Stiftung von der weltweiten Erholung der Wirtschaft auf allen Feldern profitierte – und das trotz der Coronapandemie. Im Geschäftsjahr davor hatte unser Stiftungsvermögen die Schwelle von 20 Milliarden Euro durchstoßen. Im Jahr 2021 sind wir bei über 21 Milliarden Euro gelandet. Das heißt, wir haben das Stiftungsvermögen deutlich gesteigert und sind damit unserem Auftrag vollumfänglich nachgekommen. Entscheidend für die Stiftung ist, dass wir mit dem Vermögen immer wieder Dividenden, Ergebnisse und Zinsen generieren, mit denen wir alle unsere Verpflichtungen erfüllen und Geld neu anlegen können. Im Jahr 2021 haben wir 665 Millionen Euro in unsere Rückstellungen überführt. Die Kosten für die Ewigkeitsaufgaben lagen bei 264 Millionen Euro. Und wir haben auch den zweiten Stiftungszweck – den Förderbereich – wie geplant bedient.
BERND TÖNJES: Das Jahr 2021 war für uns insgesamt sogar herausragend. Wir haben auf der Nachbergbauseite viele Fortschritte gemacht und beispielsweise in Ibbenbüren die letzten Schächte vollständig verfüllt. Die Ewigkeitskosten sind rückläufig und wir erwarten, dass sich dieser Trend fortsetzt, sodass die Belastung für die
BÄRBEL BERGERHOFF-WODOPIA: Auch ich bin über diese Entwicklung sehr erfreut. Wir hatten im Jahr 2021 27 Millionen Euro zur Verfügung, für 2022 sind es 32 Millionen Euro. Neben Bildung und Wissenschaft fördern wir auch Kulturprojekte mit Bezug zum Steinkohlenbergbau. Hier wären die bergmännischen Chöre und Orchester zu nennen. Zudem finanzieren wir seit vielen Jahren die Ruhrfestspiele in Recklinghausen, das Klavierfestival Ruhr oder auch die RuhrTriennale. Sie alle genießen großes internationales Renommee.
Im vergangenen Jahr gab es ein Ereignis, das gerade auch in NRW viel Leid verursacht hat: die Flutkatastrophe. Wie reagierte die
BERND TÖNJES: Es war eine Katastrophe direkt vor unserer Haustür. Viele Menschen waren betroffen, verloren alles, hatten nur noch, was sie am Körper trugen. Aus Solidarität – die fest im Bergbau verankert ist – handelten wir schnell und unbürokratisch. Gemeinsam mit der WAZ und der Caritas haben wir eine Million Euro Soforthilfe zur Verfügung gestellt, um die erste Not zu lindern.
Wagen wir nun einen weiten Blick nach vorn: Wo wird die
BÄRBEL BERGERHOFF-WODOPIA: Ich wünsche mir, dass die
Auf welchem Niveau werden sich die Ewigkeitskosten bis dahin bewegen?
DR. JÜRGEN RUPP: Da sollte es keine Überraschungen geben, weil es um Tätigkeiten geht, die es schon seit über hundert Jahren gibt – überwiegend das Pumpen von Wasser. Wir kennen die Kostenentwicklung. Aber wir werden diese Aufgaben mit Hilfe von Forschung und dem Einsatz von neuen Techniken und Methoden noch optimieren, um unter anderem die Kosten weiter zu senken. So können wir den Gesamtauftrag erfüllen und gleichzeitig zur ökologischen Erneuerung der ehemaligen Bergbauregionen beitragen.
BERND TÖNJES: Sofern nichts völlig Unvorhergesehenes passiert, werden die Nachbergbaukosten bis zum Jahr 2030 deutlich gefallen und unsere Einnahmen sukzessive weiter gestiegen sein. Das schafft finanzielle Freiräume, die wir auch für den Förderbereich nutzen können und für die weitere Transformation des Ruhrgebiets. Und was den BRYCK Tower angeht, in dem wir uns heute befinden, erwarte ich, dass dieses Ökosystem funktioniert, dass hier in den nächsten zehn Jahren eine produktive Atmosphäre und munteres Leben entstanden sind. Ich wünsche mir erfolgreiche Unternehmen, die attraktive Arbeitsplätze schaffen, damit Absolventinnen und Absolventen nicht in andere Regionen abwandern, sondern ihre Zukunft hier sehen und so den Wohlstand der ehemaligen Bergbauregion mehren. Das Ruhrgebiet ist eine Chancenregion, davon bin ich zutiefst überzeugt. Wir von der